Therapeutische Liebe oder wahre Liebe?

Liebe Freundinnen,

manchmal beantworte ich Fragen, die mir Ratsuchende stellen, auch öffentlch, wenn die ‘”Klientin” dem zustimmt. Dafür ist die Antwort dann auch kostenlos. Das gilt auch für diese Anfrage:

Liebe, Leilah, ich (weiblich, 53 Jahre, geschieden) suche nach längerer Zeit der Abstinenz nun wieder nach einem Mann. Es soll – darin bin ich gar nicht anspruchslos – die wahre Liebe sein oder werden.
Allerdings scheint es bei meien Dates wie verhext zuzugehen. Sie “explodieren” regelerecht, und ich kann nichts dagegen tun.

Nun habe ich daran gedacht, therapeutisch Hilfe zu suchen. Liebe (nicht leidenschaftliche Liebe) zu suchen, notfalls von professioneller Seite, also “therapeutische Liebe”: Kannst Du mir die geben und mir so eine Erfahrung ermöglichen, die mir als (in der Kindheit tatsächlich traumatisiertem) “gebranntem Kind” offensichtlich fehlt?Dora Z, xy-Stadt

 

Liebe Dora,

der von Dir gewählte Begriff “therapeutische Liebe” ist mir noch nicht untergekommen. Es gibt Heilpraktikerinnen, die “therapeutische Berührung” praktizieren, Energiearbeiter, die auch ohne Berührung körperliche (und seelische?) Veränderungen bewirken – aber therapeutische Liebe, quasi auf Rezept, gibt es nicht.

Es gibt Liebe in der Therapie, verliebte KlientInnen, verliebte TherapeutInnen – das sind nicht planbare und schwer zu handhabende Situatuionen, “kritische Situationen”, die selten ein gutes Ende finden, wenn die TherapeutInnen sie nicht “handeln” können. Aber gute Therapeuten sind ja ausgebildet, diese Dinge zu handeln.

Therapie

Du hast mich gebraucht,
doch mir ist so,
als hättest Du mich benutzt.

Darum lasse ich Dich gehen,
mit dem Gefühl,
dass meine Liebe zu Dir,
eine Form von Therapie für Dich war.

Vielleicht führt dieses Gedicht von Ulrich Häusler weiter?

Ich möchte mich in diese Situation – auch gegen Honorar – nicht begeben.

Wenn alle Deine Dates entgleisen – was steckt dahinter, welche Fehler, welche (beidseitige?) Destruktionskraft, welche falschen Weichenstellungen?

Es gibt da noch das Dreigestirn von Glaube, Hoffnung, Liebe. Ich würde also nicht nur das Feld der (enttäuschten) Liebe bearbeiten, sondern auch dem Glauben und der Hoffung Aufmerksamkeit widmen, den “Grundüberzeugungen”.

Immerhin – hoffnungslos bist Du nicht, sonst hättest Du auch nicht die Anstrengung, diese mail zu schreiben, auf Dich genommen.

Vielleicht solltest Du Dir und Deiner künftigen Beziehung auch mehr Zeit lassen. Wie lange brauchst Du, um Dich zu verlieben? Wann brichst Du die Beziehung (und warum) ab?

Welche Chance gibtst Du dem Anderen, Dir nahezukommen (und “Nähe” heißt auch, Unvollkomenheiten zu bemerken – Mängel: Wie perfektionistisch bist Du, wenn Du kleine Mängel als mangelhaft, “nicht bestanden” bewertest?

Ich kann Dir Beratung anbieten, nicht aber meine “theraputische Liebe”, denn ich fürchte, Du würdest in Konkurrenz zu mir treten, mich in eine defensive Position manövrieren, aus der heraus bei mir das Gefühl der Vergeblichkeit entstünde.

Viellleicht ist es das “Ach, vergeblich geliebt” am Ende einer Beziehung – und therapeutische Beziehungen sind per Gesetz endlich – das wir Beide befürchten. Endlich sind aber auch die “konventionellen Beziehungen”, und immer bleibt einer alleine zurück. Immer wird das Bedürfnis nach Nähe enttäuscht. Ich hoffe, Dich nicht enttäuscht zu haben mit dieser Antwort.

Vielleicht versuchst Du, mal einen “Partner” zu finden, mit dem geistige Nähe möglich ist – nicht, nach einem “Seelenverwandten” zu suchen, das hat immer ungute inzestuöse Aspekte. Oder ist so eine Befürchtung schon die Deine, kann die von ein paar Sätzen auf dem Monitor ausgelöste (Gegen-) Übertragung so weit gehen?

Nun gut:
Ich wünjsche Dir alles Gute, nur das Beste!

L.

 

 

 

 

 

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