Liebe Freundinnen,
wenn die Liebe – oder was er dafür hält – dem Dichter zum Kopfe steigt, und er meint, der ältere Liebesdichtkunstkundige sei ein Lump und Sittenstrolch gewesen, wenn der Dichter sich für weise und den Inhalt seines Herzens für rein hält. dann auch noch die Anti-Dichtung anfängt: Was kommt dabei heraus?
Christoph Martin Wieland – Der Anti – OVID
Dieser Wieland mit den blaugen Augen und der großen Nase meinte also, OVID verbessern zu müssen und schwatzte von Tugend, seiner und seiner liebsten Tugend.
In der Ankündigung zu einem Vortrag
Carmen et error? Wielands eigenwillige Rezeption der Liebesdichtung Ovids
Vortrag von PD Dr. Ralf Georg Czapla (Heidelberg)”
finden wir dies:
Der Vortrag zeigt, wie Christoph Martin Wieland in seinem “Anti-Ovid” dem von Ovids Widersachern in Rom institutionalisierten Bild vom Dichter als eines “Meisters loser Künste” verfällt und ihm die zeitkritische Dimension seiner Liebesdichtung entgeht. So ist seine Tugendlehre beides zugleich: “carmen et error”.
Es wird die Liebeskunst (ein Gedicht – carmen) gewesen sein, die OVID beim römischen Kaiser in Verruf gebracht hat, der hier einen Verstoß gegen die “guten Sitten” gewittert hatte: OVIG wurde verbannt und seine Bücher waren verboten – aus den Bibliotheken verbannt.
Wieland ist hierzulande geehrt – sein Name gibt so mancher Straße den Namen. Aber er war ja nicht der Einzige, der meinte, die Liebeskunst aufhübschen zu müssen…
Nachtrag:
Der lässliche Umgang mit Literatur mag bei einem Wieland noch durchgehen – bei ihm kommt es nciht aufs Wort, aufs Komma, aufs I-Tüpfelchen an.
Bei OVID schon.