Gerade hab’ ich mich durch zwei Medienbeiträge durchgearbeitet:
Das eine war eine Podiumsdiskussion, mitgeschnitten und verbreitet von Deutschland-Radio – da ging es eher um die Biochemie der Liebe, den ganzen Hormon-Krams, der bei uns Ladies ja immer schwer am Schwanken ist. Wer passt mit wem zusammen, wo sind die Chancen, die geschlechtsspezifischen Präferenzen? Wir Weibchen schauen, dass wir versorgt werden, die Männchen auf das Äußere. Zum Schluss meinte ein Experte, dass zwar Vieles in der Evolution entstanden ist, dass die aber auch nicht das letzte Wort zu sprechen hätte: Schließlich würden wir gern fett und süß essen, könnten uns aber trotzedem gesund und “schlank” ernähren, wenn wir nur wollen.
Der Chemiecocktail der Liebe – ob der Folge der Verliebtheit, begleitend oder ursächlich ist, blieb offen.
“Die Liebe ist unergründlich – oder doch nicht? (Scented mirror | Flickr | CC BY 2.0)”
Wissen wir wirklich alles über Sex? Ein Gespräch mit dem Sexualpsychologen Christoph Joseph Ahlers
Diesen Artikel gab es heute in der ZEIT; Ahlers, einer der wenigen Sexualwissenschaftler, die diesen Titel verdienen, nimmt kein Blatt vor den Mund und antwortet auf wirklich gute Fragen.
Erregungslust ist, neben der Fortpflanzung, der Aspekt, den die meisten Menschen als Erstes mit Sex in Verbindung bringen. Aber seine zentrale Bedeutung besteht darin, dass wir durch Sex psychosoziale Grundbedürfnisse erfüllen können, die Männer und Frauen gleichermaßen erstreben: Angenommensein, Zugehörigkeit. Alles, was wir im Leben tun, zielt darauf ab: Wenn ich einen guten Job bekomme, die richtige Wohnung habe, sind das alles Ableitungen der Botschaft: Ich bin okay. Und die intensivste Form, das zu spüren, ist sexuelle Körperkommunikation. Das ist die tiefere Bedeutung von Sex. Das, was die Kirche Himmel nennt. Und die frohe Botschaft der Sexualpsychologie ist: Ein bisschen was davon können wir auch auf Erden haben.
Zwischen den Zeilen wieder diese Unterschiedlichkeit von Mann und Frau im Verhalten und Fühlen, bei den “Paraphilien” – find’ ich gut, diesen Ausdruck zu verwenden.
Die “shades of Grey” hat er auch erwähnt:
Der Sadomasochismus ist hier noch die größte Schnittmenge. Wobei wir den ja gar nicht zu den Paraphilien zählen, wenn alle Beteiligten zufrieden und glücklich sind. Wo kein Aua, da kein Arzt. Aber schon Fetischismus und Voyeurismus sind bei Frauen sehr selten, Exhibitionismus scheidet aus, weil eine Frau, die sich entblößt, einen Mann kaum schocken kann. Pädophilie kommt bei Frauen so gut wie gar nicht vor.
Ich hätte den Herrn zwar noch gefragt, wann es endlich soweit ist mit der sexuellen Revolution, oder warum die gescheitert ist, aber wahrscheinlich war die Zeit für das Interview doch begrenzt. Lesenswert erscheint es mir allemal.