Liebeskunst, Elegien und ein Rätsel

wenn ich den Job schon angenommen habe, will ich ihn auch richtig machen.  “Ja, also gut – ich will es versuchen, versprechen kann ich darüber hinaus aber nichts” hatte ich dem Chef gesagt, nach ein paar Wochen Bedenkzeit – zu seinem Vorschlag, doch das dritte Buch der “Liebeskunst” im Blog für feine Erotik vorzustellen.
Ehrlich gesagt, hab’ ich es bisher nur mal quer gelesen; auch schon mal nach Sekundärliteratur gegoogelt und mich mit den Sitten im alten Rom beschäftigt, also mal einen Film über Caligula geschaut.
Der “sadistische Kaiser”  kann aber kein Freund von OVID geswesen sein, rein zeitlich geht das nicht so ganz auf, und schon gar nicht von der Weltanschauung her, die Philologen meinen jedenfalls alle, dass der OVID ein Menschenfreund, ein “Philanthrop” gewesen ist – den Begriff gibt es auch erst sei 500 vor Christus, da ist er irgendwie aufgetaucht.

So um Christi Geburt herum hat der OVID gelebt, gewirkt, getextet, alles in Reimformen, von denen ich nicht viel verstehe, aber ich kann ja auch kein Latein. Für Andere, die Latein können, gibt es auch Buch-Ausgaben, die Latein und Deutsch parallel darstellen.

“Tres”, “Opus” und “Voluptas” sind übrigens die einzigen drei Wörter, die ich ansatzweise verstehe. “Quinque” natürlich auch noch. Italienisch bis 20 zählen – obligatorisch für Leute, die nicht nur nach Thailand fliegen.

Ich hab’ Euch hier den Vorspruch des Dichters aus den “Liebeselegien” gezeigt, das ist das Buch, das angeblich die meisten autobiographischen Anteile des Dichters enthält – mal sehn, was sich da noch findet. Vorher, jetzt kommen wir aber zu dem Rätsel:

Noch vor kurzem waren wir fünf kleine Bücher Nasos,

drei sind wir jetzt: diesem Werke gab der Dichter vor dem anderen den Vorzug.

Vielleicht ist es dür dich kein Vergnügen, uns zu lesen,

aber leichter wird die Strafe sein, denn zwei sind beseitig.

Was da, und wieso und weshalb, gestrichen und entfernt worden ist, weiß wohl kein Mensch, da es einfach weg ist. Behaupten kann man außerdem – bekanntlich – viel, und glauben müssen wir die Geschichte mit der Streichung auch nicht.

Als Sexpertin kann ich den Dichterkollegen aber recht gut verstehen: Frau kann gar nicht alles veröffentlichen, was sie schreibt. Zu schnell ist sie entweder dem Pornographievorwurf ausgesetzt, oder sie wird in irgendeine andere, unseriöse Schublade gesteckt, mit Vorurteilen belegt.
Wie dieser OVID einfach seine Bücher zu den Lesern sprechen lässt, ist ja ein netter Trick, und er funktioniert. Leider in dieser Übersetzung nicht mehr ganz so toll, denn
schöner wäre es, wenn man in dem einen Wort “Vergnügen” all das unterbringen könnte, was “Voluptas” noch so bedeutet.

“Voluptas ist in der römischen Mythologie die Personifikation der Lebenslust und sexuellen Lust. Bekannt ist sie vor allem aus der Erzählung von Amor und Psyche, die Apuleius in seinen Roman Metamorphosen eingebettet hat. Nach Apuleius ist Voluptas die Tochter von Psyche und Amor.”

Das war jetzt eine Stellungnahme, die ich mir beim wissenschaftlichen Dienst des Bundeskultusministeriums habe erstellen lassen; ich sage das, damit es nicht hinterher Ärger mit Plagiatsvorwürfen gibt. Schon ärgerlich, wenn mit solchen Erklärungen der Gedankengang unterbrochen wird. Wir waren bei der “Personifikation der Lebenslust und sexuellen Lust”, bei der Wollust, der gewollten Lust.

Nächste Folge:

Wer Lust will, muss auch etwas dafür tun

 

— Hinweis: —

Zur Übersicht: Die Liebeskunst für Frauen nach OVID in der Interpretation von Leilah

 

Ein Kommentar zu “Liebeskunst, Elegien und ein Rätsel

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