Liebe Freundinnen,
ich hab’ mich jetzt mal schlau gemacht über erotische Texte – für Frauen, versteht sich. Unglaublich, was das für ein Markt ist: Texte mit um die 15 Seiten werden für 99 Cent gehandelt, in irgendwelchen e-book-Formaten, damit Frau das unterwegs auf dem Handy lesen kann, wahrscheinlich.
Dass ich dabei ausgerechnet ein Büchlein gefunden habe, in dem die schreibgehemmte Autorin vom Verleger den Po versohlt bekommt, ist sicher Zufall und hat mit meier Situation und meinen Wünschen nichts zu tun, hoffe ich.
Weil – so gestylte Prügelszenen, in denen die Deliquentin mitzählen muss, mag ich nicht.
Tja, Menschen nutzen Menschen aus. Da gibt es eine Verlegerin, die ihren Autor_innen glatte 20 Prozent des Verlagsgewinns auszahlt, wo Frau ihr Geschreibsel doch auch selbst in den Kindle-Shop einfügen kann – und dann wahrscheinlich auch nichts verdient, weil die Deutschen es lieber geuizig halten und kostenlose Downloads suchen. Frauenliteratur hat vielleicht noch eine Chance; für Männer gibt es YOUPORN, um sich sattzusehen.
Kostproben von erotischen Texten sind unumgänglich, dehalb hab ich mal blind ins Archiv gegriffen:
Der lesende Roman entwickelt in letzter Zeit ein ganz besonders feines Gehör, er nimmt auch feinste Schwingungen auf. Jedenfalls muss es eine Reaktion auf meinen Besuch beim Zoofachhandel gewesen sein, dass er auf einmal Ideen übers Tier-Rollenspiel entwickelt:
“… und wenn eine Kundin eher masochistische Bedürfnisse hat? Ich könnte ihr eine Szene mit pet-play vorschlagen, was beim Telefonsex ja alles auf Phantasie und Suggestion beruht, ihr erzählen, dass ich ihr ein Hundehalsband anlege und sie an die Leine nehme. Sie muss “Sitz” und Platz” machen und darf natürlich nicht mit menschlicher Stimme sprechen, sondern nur jaulen, winseln, und bellen – aber auch nur leise. Sie wird getätschelt, gelobt, belohnt (Leckerli) – alles ganz spielerisch. Fellpflege und bürsten könnte auch auf dem Programm stehen, und apportieren. Mehr fällt mir dazu dummerweise nicht ein; aber es ist ja auch nur für den Fall, dass die Kundin auf so etwas steht. Die sadistische Seite hat in so einem Spiel auch nur wenig Raum; Tiere zu bestrafen – also, ich weiß nicht. …”
Kann ja sein, dass er mit seinem Programm irgenwann mal irgendwo ankommt – ich selbst hab im Moment keine solchen Bedürfnisse, die hat es aber auch schon gegeben. Im Moment bewege ich mich halt ganz gerne in meinem Korsett; und Roland möchte sich auf mich zu bewegen, bloss dass er, bedingt durch das Laufband, auf der Stelle tritt.
Im Klartext: Ich muss meinen erotischen Groschenroman endlich mal umformatieren. Wenn ich das nicht mache, wer sonst? Eine liebe Freundin, die mich so ein bisschen motivieren würde, wär’ zwar nett, ist aber im Moment nicht in Sicht, und wenn ich mein ebook nicht verkaufe, hat niemand einen Nutzen davon.
Spätestens nach “Shades of Grey” ist klar: erotische Themen sind sehr beliebt. Wenn man seine Fantasie anregen kann, spricht nichts dagegen.