Wenn es darum geht, Kindesmissbrauch zu verhindern – was ist dann zu tun?
Merkwürdig, dass diese schlichte Frage zur Zeit so gar nicht diskutiert wird, sondern “nur” die Hilflosigkeit der Politiker gegenüber dem Medium Internet, unter dem Stichwort “Zensur”. Wer mit “Zensursula” gemeint ist, weiß mittlerweile jeder Surfer, und auch an “Zensurela” könnten wir uns noch gewöhnen, wenn es denn sein muss.
“Meinungsfreiheit und Zensur sind nicht vereinbar” ist zu hören, und dass Stoppschilder nicht auf die Datenautobahn gehören – klingt ja auch dermaßen logisch, dass in dem Zusammenhang gleich mal eine Piratenpartei gegründet worden ist.
Ohne Schutz der Familie aber kein Familienministerium, und die FamilienministerInnen werden nicht fürs Däumchendrehen versorgt. Also gilt es, Kinder jeden Geschlechts, Mütter und Väter, Opas und Omas und auch kinderlose Greise zu schützen.
Zum einen zu schützen vor den Einflüsterungen des Internets, und beim Anti-Ana-Kampf wurde der Anfang gemacht, aber nicht kritisiert und nicht bejubelt, also ohne jede Resonanz. Zum Anderen:
Der lange gesuchte Kinderschänder hat sich der Polizei gestellt. Muss in Deutschland schärfer gegen Kindesmissbrauch vorgegangen werden? Schwesig: Bei diesem Fall läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Kindesmissbrauch ist eines der schlimmsten Verbrechen, die es gibt! Dagegen muss hart vorgegangen werden. Die Täter müssen gestellt werden – auch über Grenzen hinweg. Wir müssen auch gegen Kinderpornografie im Netz vorgehen. Deshalb plädiert die SPD dafür, einschlägige Seiten zu löschen, wann immer möglich. (Quelle: Gelnhäuser Tageblatt)
Es ist schon vollkommen in Ordnung, bei diesem Thema emotional zu reagieren. “Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter” oder “Es schnürt mir den Hals ein” – körperliche Simultanreaktionen begleiten Gefühle.
Wir finden die Rücken-Gänsehaut auch in wissenschaftlichen Publikationen: Das “Vorkommen von angstrelevanten Äußerungen in gesprochenem oder geschriebenem Untersuchungsmaterial” lässt sich, ganz im Stil der neuen Zeit, auch computerunterstützt untersuchen.
Frau Scheswigs eigentliche Äußerung zum Thema war aber das Plädoyer für die Löschung “einschlägiger Seiten”, sachlich richtig und nicht von der Angst diktiert.
Insofern ist Christians hämische Wortneuschöpfung von der Zensurela schlicht überflüssig. Aber, das mag, wer will mit ihm selbst diskutieren, über eine 0900er Nummer…
Werbung für softcore
Seit heute glaube ich übrigens auch: Es gibt keinen Markt für Kinderpornographie. Wenn es Models gibt, die auf “jung und unschuldig” zurechtgemacht sind, könnte das allerdings latenten pädophilen Neigungen entsprechen, die werden allerdings vermarktet, in einem legalen Sektor, so zweifelhaft das auch sein mag.
Aber es gibt für Schaulust-behaftete Männer ja auch genug wirkliche Frauen, die sich (gerne ??) zur Schau stellen.
Aber, was diesen legalen Markt betrifft, bestimmen die Regeln von Angebot und Nachfrage, und die Politik hat sich bisher davor gedrückt, den Jugendschutz da, wo er nötig wäre, durchzusetzen. (Jetzt ist es eh zu spät – eine ganze Generation von Kiddies ist mit der Werbung für versaute pay-Angebote aufgewachsen) – Ende der Werbung
Kindesmissbrauch
Wenn die Kinderpornographie-Diskussion dazu führt, dass das Thema “Kindesmissbrauch” überhaupt verstärkt wahrgenommen wird, hätte sie immerhin noch einen Zweck.
Immerhin unterliegt der Kindesmissbrauch – verständlicherweise – einem gesellschaftlichen Tabu. In der Pädagogen-Ausbildung sind etwa Seminare zur Geschichte der Kindheit (Affiliate-Link) eher selten, und die Geschichte des Kindsmissbrauchs ist entsprechend noch seltener Inhalt der Lehre.
Sozialarbeiter und Mediziner, Ordnungshüter und Juristen, Medienleute, Politiker und Theologen haben die Verhütung des Kindesmissbrauchs auch nicht in relevanter Form im Lehrplan.
Update:
Liebe Freundinnen,
wir sind mal wieder so weit. Nicht erst seit Kurzem, nein: Schon länger: Die Prüderie will das Land beherrschen, die Gesprächsthemen bestimmen. Zurück zur doppelten Moral: Über Pornographie reden ist schlimmer, als sie zu konsumieren. Wegen Artikeln wie diesem werden Seiten im Internjet gesperrt. Das passiert im Intranet, wo Filter eingesetzt werden, die alles, was von der Arbeit abhalten könnte, draußen vor halten. Das geschieht weniger bei den Suchmaschinen als solchen. Das passiert aber, wo Werbung geschaltet wird: Da gibt es Reinheits-Kriterien, die werden an die Seiten angelegt, auf denen Werbung geschaltet wird. Gibt es da nur den leisesten Verdacht der Unanständigkeit, wird die Seite gesperrt, und dann auch nicht nur die Seite, sondern die Site, wenn Ihr den Unterschied kennt.
Es wird also zensiert, denn ob ich einem Publizisten die Werbeeinnahmen, die ja die Kosten decken sollen, streiche, oder einem Drucker das Papier wegnehme, ist vom Effekt her das Gleiche. Datenschützer, Schützer der Meinungsfreiheit sind sich des Problems gar nicht bewusst: Wer etwas kritisiert und illustriert, wird behandelt wie ein Verbrecher wider die Moral. Wer die Filterkriterien festlegt, handelt ohne demokratischen Auftrag und ohne demokratische Kontrolle, hat dabei mehr Macht als die mittelalterliche Inquisition.
Zu “Kinderpornographie in der Diskussion” hatte es bisher zwei Kommentare gegeben:
anonym schrieb am 15. August 2009 um 00:11:
KiPo ist für mich kein Diskussionsthema mehr. Es wird Wahlkampf damit gemacht und wie passend von einem Magazin getitelt wurde, bin auch ich der Meinung, dass “Pädophile die neuen Juden sind”!
Diese Hatz fürt zu nichts, dabeit sind sooooo viele Menschen latent pädophil, wenn man mal an den Jugendporno-Paragraphen denkt.
Das Problem ist nicht das Abbild vom Missbrauch, sondern der Missbrauch an sich.
Wer fragt nach Anlaufstellen für Pädos, damit sie keine Täter werden?
Wer fragt wie viele KP-Konsumenten werden aktive Täter?
Wer fragt mal von sich aus nen Pädo wie er die Dinge sieht?Das einzige was verstärkt wird, ist der HASS gegen alles was abweichend der Norm ist und nicht in die Gesellschaft kommen “dürfte”.
You can hate me now…..
mit einer Antwort:
am 15. August 2009 um 09:20:
Auch wenn Kinderpornographie ein Wahlkampfthema sein sollte, müssten wir uns um eine vernünftige Diskussion bemühen. Ich weiß jetzt nicht, welches Magazin auf die Idee mit “den neuen Juden” gekommen ist, aber es ist doch klar, dass mit so einem Begriff unzählige starke Emotionen verbunden sind, dass man diesen Sack voller Probleme schnell wieder zubinden sollte, oder an einem anderen Ort besprechen. Diese Begrifflichkeit würde ich also lieber ausgeklammert haben.
Ob es eine “Hatz” auf Pädophile gibt? Wohin soll die Frage führen? Eine Fahndung ist eine Fahndung…
Abbildungen sind natürlich auch ein Problem, es sind nicht “nur Bilder”, sondern Dokumente, und sie heizen Phantasien von der Realisierung von Phantasien an, oder können dies tun.
Ganz allgemein lässt sich aus der Flut an pornographischen Darstellungen ableiten, dass demgegenüber eine süchtige Nachfrage entspricht. Es könnte doch sein, dass solche Bilder ganz schnell süchtig machen? Und dann gibt es noch das Recht am eigenen Bild, und einige Aspekte mehr.Fragen wir doch einmal nach den Anlaufstellen für Pädophile. Da gibt es nciht viel, schon gar nicht flächendeckend, also zu wenig.
An erster Stelle:
http://www.kein-taeter-werden.de/
“An der Charité in Berlin finden Pädophile Hilfe vor der Tat. Sexualmediziner und Psychologen unterstützen sie dabei, ihre Veranlagung nicht auszuleben.”Deine letzte Frage ist auch schwierig, vielleicht aber auch eine entscheidende. Klar, da wird im allgemeinen nicht viel gefragt.
Aber es kann auch jemand mit einer pädophilen Veranlagung, wie jeder andere mit seinen individuellen Schwierigkeiten, an einer Gruppentherapie teilnehmen. Dafür muss man sich nicht als “krank” bezeichnen, sollte aber auch den Leidensdruck nicht leugnen.Und ein “Pädo” hat wohl auch schon viel Leid erlebt. Wie groß das Interesse an solchen Fragen ist, weiß ich nicht. Aber zumindest punktuell wird es das geben, lässt sich Vertrauen entwickeln.
Wie gesagt: Solche Diskussionen sind nicht erwünscht, und werden zumindest indirekt unterbunden – wie so viele Diskussionen. Aufregen will ich mich darüber aber auch nicht – das geselschaftliche Klima zu ändern, braucht es eh mehr an Bewegung, als gegeben.
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