Ob Mitgefühl lernbar ist, fragte Alice Schwarzer die Berliner Forscherin Tania Singer und bekam unter anderem diese Antwort:
Es gibt … Unterschiede bei der Empathiefähigkeit: Manche reagieren dumpfer, andere fühlen sehr stark mit. Aber im Prinzip alle haben empathische Reaktionen, Männer wie Frauen. Da gibt es keine relevanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Und heute wünscht Alice sich unser Mitgefühl, denn inzwischen ist sie „Rufmord“, und „illegal(er) … Persönlichkeitsverletzung“ ausgesetzt. Sagt sie. Andere sagen, dass sie keine Ikone ist. Und:
Schwarzer hat zuletzt scharf, hämisch, ungerecht und ja, auch rufschädigend, jene jungen Feministinnen angegriffen, die eine dezidiert andere Haltung zur Prostitution haben. Dieser Starrsinn, nur eine Meinung, nämlich die eigene, anzuerkennen, ist der Grund, warum für viele von ihnen Alice Schwarzer nur noch ein Bild in einer Ahninnengalerie ist. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ein Thema, das die meisten jungen Frauen und ihre Partner umtreibt, ist ihr Thema nicht.
Sagen wir mal: Die Frauenbewegung ist keine demokratisch organisierte Partei. Es gibt keine gewählte Führerin. Wohl aber die Macht eines Propagandaapparts mit der Zeitschrift EMMA als Zentralorgan.
Das klingt aber mächtig überzogen.
Besonders schlimm: Schwarzer dichtet ihre Steuerflucht in eine Flucht aus politischen Gründen um. Die „Hatz“ gegen sie hätte damals „solche Ausmaße“ angenommen, dass sie „ernsthaft“ dachte, dass sie vielleicht ins Ausland gehen „muss“. Daher hätte sie ihr Geld vorsorglich über die Grenze geschafft.
Schwarzer schreckt also nicht davor zurück, sich als politisch Verfolgte aufzuplustern – und sich damit implizit mit den Opfern im Dritten Reich zu vergleichen.
So kommentiert die TAZ. Die Titanic formt das Gesagte ein wenig um:
Natürlich: Fehler zu machen ist falsch. Aber ich habe meinen Fehler gestern eingesehen, und heute bin ich ein besserer Mensch. Wer das nicht akzeptiert, mißhandelt und schlägt wahrscheinlich auch Frauen. Das finde ich das eigentlich Erschreckende an dieser Debatte.
Ja, es gibt diese Verfolgung von Frauen:
Aus einer persönlichen Steueraffäre wird plötzlich ein feministischer Diskurs. Die Kritik an Frau Schwarzer – so lese und höre ich nun mehrfach – sei unverhältnismäßig und nur ihrer Weiblichkeit geschuldet. Es sei ja wohl offensichtlich, dass weibliche Steuerflüchtlinge gegenüber männlichen Steuerflüchtlingen benachteiligt werden.
Und es gibt eine Enttäuschung über Alice Schwarzer, die mit der EMMA viel Geld gemacht hat, und indirekt mit dem Engagement der Frauen, die die Arbeit gemacht haben.
Ich fühle mich an Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst erinnert. Doch macht es das nicht erfreulicher.
Was ja tief blicken lässt…