Shades of Grey als Hörbuch

“Es ist jetzt so eine große Sache und ich denke einfach, dass E.L. James eine wirklich coole, dynamische Story geschafften hat, an der die Leute echt Spaß haben.”

So weit sind wir also, liebe Freundinnen, dass “cool und dynamisch”, was ja alles und nichts besagt, es in die Literaturkritik geschafft haben. Kennt Ihr Ian Somerhalder? Ich auch nicht. Aber der hat schon mal das erste Buch aus “Fifty Shades Of Grey” gelesen, denn er ist ein Kandidat für die männliche Hauptrolle, wenn es um die Verfilmung geht.
Die weibliche Hauptrolle zu besetzen – dafür findet sich im Moment keine Diva, und so fällt die Verfilmung hoffentlich aus.
Die optimale Besetzung wäre vielleicht diese Vorleserin, die sich offenbar freiwillig daran begeben hat, die 1200 Seiten ins Audio-Format zu bringen und bei YouTube einzustellen. So ist ein stundenlanges Hörvergnügen entstanden, bei dem es auch nicht schlimm ist, wenn Frau zwischendurch die eine oder andere Passage nicht mitbekommt, weil der Küchenmixer die Stereoanlage übertönt.Tatsache ist: Jetzt erst kenne ich diesen “Arztroman ohne Doktor”  aus eigener Anhörung und nicht nur die “schäfsten Sex-Szenen”, die wir schließlich auch im Netzt finden, wie zum Beispiel:

1. “Laut stöhnend dringt er tiefer in mich ein, wieder und wieder, und ich bin verloren. Ich versuche, all die Empfindungen in mich aufzunehmen. Eine Explosion in meinem Kopf… in meinem Körper… Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als die Beine auszustrecken, meinen unmittelbar bevorstehenden Orgasmus zu beherrschen, aber ich kann es nicht… (…) ich schreie laut auf, als mein Orgasmus mich zerbersten lässt, durch mich hindurchfegt wie ein alles vernichtendes Buschfeuer.”

Der scharfe Sex kann also nicht der Grund gewesen sein, dieses Buch zum Bestseller zu machen – was also dann?

Ich glaube ja, es ist einfach eine vorübergehende Mode gewesen. Zimmerspringbrunnen sind ja eigentlich auch nichts Besonderes; Sie plätschern einfach so vor sich hin, kein Mensch braucht sie, und doch werden sie millionenfach gekauft. Frau füllt Wasser ein, schließt das Ding an, und los gehts mit einem beruhigenden, hypnotischen Murmeln, das fließende Wasser hat einen beruhigenden Effekt wie funktionelle Musik.

Die naive 21-jährige Literaturstudentin Anastasia Steele (Ana) vertritt eine Freundin und fährt für sie zu einem Interview für die Studentenzeitung. So lernt sie den 27-jährigen, unendlich reichen, attraktiven, mächtigen Unternehmer und Milliardär Christian Grey - den großen Unbekannten - kennen und fühlt sich gleich von ihm angezogen. Der Dialog entspinnt sich in der Form des Interviews anhand einer Fragenliste, und als er sie umgekehrt befragt, stellt Anastasia fest, dass sie es mit einem Kontrollfreak zu tun hat.

Ich habe hier mal in die Inhaltsangabe hineingepfuscht; diese Freiheit nehm’ ich mir. Das Schema, das sich zwischen A(nastasia) und C(hristian) abzeichnet – warum wohl verwechsele ich andauernd den Namen und muss an “Dorian” denken ? – beruht auf der Wechselwirkung von “unsicher” versus “”kühl und selbstbeherrscht”.

Nach dem Interview ist die Story noch nicht zu Ende, denn es kommt zu einem zufälligen Wiedersehen im Baumarkt, wo C.  Kabelbinder kaufen, oder A. wiedersehen will.

Nach und nach übernimmt Christian die vollständige Kontrolle über Anas Gefühlswelt. Als sie ihn näher kennenlernt, erfährt sie, dass seine sexuellen Neigungen Bondage, Dominanz und Sadismus beinhalten und dass sexueller Missbrauch in seiner Kindheit ihn zutiefst traumatisiert hat. Obwohl sie zuvor noch nie mit einem Mann geschlafen hat, lässt sie sich immer mehr auf seine experimentellen BDSM-Spiele ein und hofft letztendlich auf eine tiefere Beziehung und mehr Nähe. Nach und nach merkt Christian, der sich zuerst entschieden gegen seine Gefühle zur Wehr setzt, dass er mehr für sie empfindet als eine bloße Dominanz.

Wir Leserinnen werden so zu Voyeurinnen und bekommen Einblick in ein Sexleben der phantastischen Art.
Kommen wir aber zunächst zu unserem Sexleben. Dieser Gedanke bietet sich an, denn auf Twitter ist “#BeschreibtEuerSexlebenMitEinemFilmtitel” gerade im Trend.Es gibt da

  • Now this is actually f’n crazy! “”
  • Reise ins Innere der Erde
  • Nightmare
  • Alone in the dark
  • Der Wixxer !!
  • Spiel ohne Regeln
  • Endstation Sehnsucht

und Viele mehr. Es ist sicher ok, wenn ich hier und da mal abkupfere, E. L. James hat das ja auch gemacht, als sie die BDSM-Regeln (etliche Seiten, etliche Male wiederholt) eingebracht hat.

Ich denke, es ist ok, wenn ich den eigentlich geplanten Artikel nicht ausformuliere, sondern mich auf Stichworte beschränke: Das reicht auch, und so bekommt das Ganze noch mehr den Charakter eines Zeitraffers – die vorgelesene Version ist ohnehin recht zeitraubend. (2 mp3-CD, Laufzeit: 17h 30 für die offizielle Version, bei YouTube ähnlich lang)

Zunächst einmal ist Sie jedenfalls unsicher, im Gegensatz ist Er kühl und selbstbeherrscht.

Es kommt zu einer Reihe von Premieren: Zum ersten Mal in ihrem Leben betrinkt A. sich auf einer Party, von wo aus sie Ihn anruft, und er holt sie ab, als sie sich auskotzt:

“Man muss seine Grenzen kennenlernen”

“Trau keinem Mann, der tanzen kann”

Der rätselhafteste Mensch der Welt hat noch nie mit einer Frau im gleichen Bett geschlafen, und er hat noch nie eine Frau im Hubschrauber mitgenomen.

“Wenn es nur zwei Wahlmöglichkeiten gibt, entscheide ich mich für die Erniedrigung”

“Das ist eine Verschwiegenheitserklärung”

“Du hast keine Ahnung, worauf Du Dich einlässt”

Im Spielzimmer gibt es keine x-Box…

“Wann – wie – wann?”

“Ich mache es mit Frauen, die das von mir wollen”

“Du bist Sadist?” “Ich bin dominant”

“Er möchte, dass ich ihm Vergnügen bereite”

“Deine Unterwerfung wird mir Vergnügen bereiten”

Die Regeln zwischen Dom und Sub sind vielfältig und bedürfen des unterschriebenen Vertrags.

“Wir müssen ehrlich sein miteinander, sonst funktioniert das nicht”

Ihre Jungfräulichkeit macht ihn verzeweifelt…

“Meine Knochen sind weich wie Wachs, aber ich bin entspannt”

Sie singt das Hohelied des Orgasmus

“Scheiße, meine Mutter”

“Danach” angesagt: Pflege der “postkoitalen Haare”

“Eine Frundin meiner Mutter hat mich verführt. Ich war sechs Jahre ihr Sklave”

Nicht ganz jugendfrei: Sekt aus Teetassen, Alkohol, um Hemmungenzu überwinden. Nicht ganz sauber: Die Verwndung einer bestimmten Automarke als Fortbewegungsmittel und Geschenk (“product placement”).

Klischees

Die unschuldige Jungfrau, die erobert und unterworfen werden will und laufend multible Orgasmen (und welche!) erlebt. Die Mischung von “Amüsiertheit und Bestürzung”. Der Sport-Wahn.

devot

Adj., lat. devotus, ursprüngl. “zum Opfer geweiht”, spaltet sich in “gottergeben” und “unterwürfig”…

passend zum Klischee: Er bringt ihr das Wort bei; Frauen sind devot, wissen es bloß noch nicht.

Sie brauchen Alkohol, um Hemmungen zu verlieren, Vertrauensfragen lassen sich per Vertrag regeln.

Subs’R Us

“Sein Tonfall lässt keinen Widerspruch zu”

Das Dom-Sub-Arrangement, das Grey vorschlägt, maskiert, dass viele Frauen genau diese Ader haben, und die noch mehr verborgene dominante Lebensweise als Option.

“Innere Göttin” – “innere Prinzessin”?

“… die Herausforderung, die mich lockt, … die Schlange, der ich nicht widerstehen kann”.

“Danke für den Wagen, Sir”

deep Throat

Versprecher/Verhörer:

“Die Beziehung hängt am feidenen Saden”

“Für Erwachsene”, aber doch irgendwie pubertär? Modernes Märchen?

Neigung/Veranlagung/Genese?

Ich kann nichts dafür: Wie sie ihre Flaggellation schildert – das turnt mich ab.

“Ich bin noch nie geschlagen worden”

“Wieso tust Du es dann gern?”

“Ich will nur, dass Du brav bist … ich brauche diese Kontrolle … es macht mich an … es hat Dich sexuell erregt … Du hat mich regelrecht verhext … ich will nicht, dass Du mir entgleitest”

Ein paar Elemente “E-mail-for-You”…

“Ballast”

Mädel träumt nicht vom Hubschrauber-Steuern, sodern vom Pilot…

- Kate und Eliot -


Gut – ich habe mich entschieden, das hier nicht fortzusetzen. Wozu auch? Das interessante an der Seifenoper im Stil der “Fanny Hill” ist die Reaktion der Leserinnen. Männer halten sich bei der Kommentierung des Buchs heraus. Denen sind die weilblichen Träume von Unterwerfung nicht geheuer. Es ist ohnehin ein  sehr ambivalent besetztes Thema.

Now, if only the book had been about the male protagonist wanting to be the submissive, THAT would be worth reading.

Das war ein Kommentar von AURENS, und der ist jetzt auch schon ein Jahr alt, das Thema nicht mehr heiß – haben wir einen neuen Trend?

Vor allem frage ich mich heute, ob das Thema “Mann will der Unterwürfige sein” noch andere Frauen interessiert – es ist doch reichlich speziell, und auch das haben wir schon gehabt: “Venus im Pelz”.

Den Link auf das Hörbuch müsst Ihr Euch selbst ergoogeln, ok? Lästig ist ja vor allem, dass die Episoden nicht wirklich geordnet sind. Die Vorleserin hat leider keinen Namen; EM liebt Nutella und saure Gurken – zusammen…

Tja, die EM ist süß. Als Vorleserin erinnert sie mich ein wenig an Roman, meinen Vorleser, der in meinem erotischen Groschenroman vorkommt. Wobei: Ob der der Richtige wäre für die Story mit dem oben beschriebenen Inhalt, und was ist, wenn sich außer Aurens niemand dafür interessiert?

 

Bildquelle: Wikipedia.org

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