Szenische Dominanz

Liebe Freundinnen,

sprecht mir doch bitte mal nach: “Ich weiß nicht, wo meine Reise mich hinführt, aber ich wage den nächsten Schritt”.

Damit können wir uns auch ein paar Gedanken zum Ziel machen: Mehr Unabhängigkeit, mehr Selbstbewusstsein, ein angenehmeres Leben, befriedigendere Beziehungen – mal als Vorschlag. Wenn Ihr dazu den einen oder anderen Tagtraum entwickelt, ist das in Ordnung. Es muss ja nicht immer die Geschichte vom Dornröschen, das vom Prinz erlöst wird, sein – als erwachsene Frauen können wir uns auch etwas selbständiger bewegen, uns nehmen, was wir wollen, erst recht, wenn es, oder er, uns schon angeboten wird. Letzlich sollten wir jeden Mann mit dem Wunsch, zum Beispiel zu flirten, als ein Angebot verstehen: Als Mann, der sich anbietet. Manche möchten dabei ihre Bedingungen zugrunde legen, andere unsere Wünsche erfüllen; es liegt an uns, etwas daraus zu machen.

Szenische Dominanz

Ich könnte es auch szenische Dominanz nennen. Neben der situativen Dominanz – die Dominanz tritt situatuationsgebunden auf, entwickelt sich ” je nachdem, nach Lage der Dinge” – finden oder suchen wir die szenische Dominanz.
Szenen sind kleinere Einheiten innerhalb der Situation. Aus der Abfolge der Szenen ergibt sich der Akt (im Theater), die Akte sind die großen Einheiten, die das Stück ergeben – meist durch einen Vorhang voneinander getrennt. Zwischen Anfangs- und Schlussszene entwickeln sich die Handlung, das Drama, die Rollen, die Beziehungen.

Szenen der Dominanz, Szenen, in denen jemand oder etwas jemanden dominiert:

Dabei geht es um Macht und Ohnmacht, um “das Sagen haben” versus Hilflosigkeit, Bedürftigkeit, Abhängigkeit.
Wer im Leben eher hilflos wirkt, oder von Gefühlen der Hilflosigkeit überflutet wird,  kann davon träumen, mächtig zu sein. Im Spiel kann die Rolle der Mächtigen erlebt werden, und diese “Gegen-” Erfahrung kann von der Hilflosigkeit befreien.

Wenige Insignien der Macht genügen, dass Frau Gehorsam verlangen kann. Kann sie das, ist die situative weibliche Dominanz gegeben. Welche Szenen sich dann abspielen, ist ihrer Regie überlassen – oder auch dem Zufall.

Tease and Denial ist ein unverzichtbarer Mechanismus der Dominanz. Sie kann zum Beispiel ihren Besuch für einen bestimmten Tag ankündigen, aber offen lassen, ob sie dann auch kommen wird, und ihn am fraglichen Tag mit einer mail “beglücken”, in der sie ihm mitteilt, dass sie ihren Besuch noch einmal verschiebt.  Frau demonstriert ihre Terminhoheit. Interessant wird es dann bei der Frage, ob er enttäuscht ist.
Ist er es, und gibt das auch zu, kann er gleichzeitig die Einsicht entwickeln, dass ihre Vorstellungen von ihrer Zeitgestaltung relevanter sind als seine Wünsche, und das idealerweise auch formulieren.

“Ja, ich war enttäuscht. Aber ich habe auch nicht richtig zugehört, habe es überhört, dass Du Dir den Besuch heute noch offen gelassen hast. Und deshalb muss ich mit meiner Enttäuschung auch selbst zurecht kommen. Natürlich verfügst Du selbst über Deine Zeit, wenn ich mir auch wünschen würde, dass Du für unsere Treffen Aussagen treffen würdest, die weniger unverbindlich sind.
Ich muss wohl noch lernen, damit umzugehen, dass Du in der Hinsicht lieber spontan agierst, und mich dem anzupassen. Ehrlich gesagt, weil ich nicht so selbstsicher bin, beschleicht mich auch die Befürchtung, dass Du so ein Treffen leichter verschieben kannst, weil Du Dich nicht sonderlich für mich interessierst, und ich möchte gleichzeitig, dass Du es als angenehm, nicht als anstrengend empfindest, Dich mit mir zu treffen. Was kann ich dafür tun?”

Ich will hier nicht zu viel verraten – diese Szene stammt aus “Romans Erziehung”, einem Text, den ich irgendwann mal veröffentlichen will, der, wie der Name sagt, von Romans Erziehung handelt. Das Zitat ist ein Auszug aus einer mail an eine Freundin, die vielleicht noch viel Spaß mit ihm haben wird.

Im Isis-Kult dreht sich ja viel um die göttliche Weiblichkeit, und ein bisschen davon habe ich schon verstanden, das Prinzip der weiblichen Überlegenheit ist mir vom Ansatz her bekannt. Ich habe es noch nicht richtig verinnerlicht, finde auch, dass das ein nicht ganz einfacher Lernprozess ist. Eine Frage der Einsicht und Erfahrung.

“Romans Erziehung” ist, anders gesagt, ein Beispiel männlicher Unterwerfung, wenn Ihr wollt, auch in realer weiblicher Überlegenheit, wahrscheinlich nicht das letzte.

Die szenische Dominanz hat in diesem Zusammenhang eine hervorragende Bedeutung. Dass Sie  die Lektionen erteilt, und wie sie verstanden werden, ob sie zum Wohlverhalten des dienstbaren Wesens führen, kann über die Zufriedenheit der Herrin entscheiden. Romans (neue) Herrin macht sich so ihre Gedanken über wirksame Erziehungsideen:

Wenn ich ihn leiden lasse, hat es keinen  Zweck, mit ihm mitzuleiden – hier ist also nicht Mitgefühl, sondern allenfalls Einfühlung sinnvoll. Wobei nicht gesagt ist, dass ich ihm aktiv “Leid” zufüge. Ich denke andererseits, auch das könnte, sollte  etwas  empathisches haben, und sehe keinen Grund (und auch keine Möglichkeit), meine Empathie auszuschalten. Gleichzeitig sehe ich es als Notwendigkeit an, ihn seine Unterlegenheit spüren zu lassen. Wer nicht hören will, muss fühlen, wer hören will, auch.

Bei diesen Zeilen ist mir gerade das Wort “Machtergreifung” eingefallen: Die Herrin besteht auf einem Machtgefälle, und wir dürfen gespannt sein, in welchen Szenen sich das noch ausdrücken wird.

 

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