Dominanz – das ist für viele ein Begriff aus dem Tierreich: Bei Hunden gibt es “noch” klare Rangordnungen, beim Menschen verschwimmt diese. Ausnahmen sind: Die Arbeitssituationen mit ihren Hierarchien und Gehaltsunterschieden, der Sport (Judo zum Beispiel, hier hat der Unterlegene verloren), und sogar manche Autohersteller werben mit der Dominanz, die ihre Kraftprotze auf der Strasse entwickeln. Bei der Dominanz zwischen Mann und Frau gilt: Das Patriarchat löst sich auf, ist ein alter, ausgefranster Lappen, der aber noch gebraucht wird, um die Blöße darunter zu verbergen (Gar zu jämmerlich sähen die damit Bekleideten ohne ihren patriarchalen Kilt aus).
Frauen
… suchen … einen ebenbürtigen Partner – und zwar auf allen Ebenen. … Denn wer weinen kann, muss das Lachen nicht verlernen, wer seiner Frau die Welt zu Füßen legt, darf dies auch gern umgekehrt einfordern. Aber wer sich ständig nur devot verhält, seiner Herzdame ergeben jeden Wunsch von den Augen abliest, nimmt der Liebe ihr Feuer und der oben angesprochene Tanz der Geschlechter wird zu einem Drama ohne Dramaturgie. Niemand möchte sich eines anderen immer sicher sein. Ein paar Geheimnisse, Kontra und ein wenig Egoismus, dazu das Gefühl, dass der andere auch auf sich selbst aufpassen kann – das sind die kleinen Komponenten, die Liebe und Leidenschaft so attraktiv machen.
Frauen wollen keine Sklaven, ein bisschen Streit und Reibung sind der Pfeffer für jede Beziehung.
So schreibt Lea-Patricia Kurz in einem Beitrag für eine Partnervermittlung, der erst auf den zweiten Blick erkennen lässt, dass er kein redaktioneller Beitrag der ZEIT ist…
Lea vermittelt den Eindruck, dass sie weiß, wovon sie schreibt, und sie schreibt weiter:
Nur muss das Spiel aus Macht, Überlegenheit und Unterwerfung genau das bleiben: Ein Spiel.
Allerdings glaube ich nicht, dass Lea-Patricia die Sitaution, für den “ungewollten Sklaven” verantwortlich zu sein, auch aus eigener Anschauung kennt – dass der Kleine auch auf sich aufpassen kann (oder muss), zeigt, wie sehr sie es ablehnt, Verantwortung zu übernehmen. Mit dieser Haltung kann Frau auch nicht verantwortlich spielen…
Und was sich zwischen devoter Frau und dominantem Mann abspielt, bleibt hier unerwähnt.
Ich persönlich mag keine Vollzeitsklaven, ich will nicht in jeder Situation dominieren, aber manchmal, wenn es mir und dem Partner passt. Situative Dominanz eben.
Im Alltag ist unsere Beziehung mehr oder weniger gleichberechtigt, allerdings gelten klare Regeln. Ich bin gleichberechtigter.
Wenn er sich ständig devot verhält, werden sich bei einer “normalen” Frau Schuldgefühle entwickeln, während eine dominante Frau sein Gebaren ganz normal finden kann.
Die Verachtung des Sklaven erscheint mir sadistisch geprägt: “Ich mag keine Masochisten” passt zur Sadistin.
Wenn der Masochist um Schläge bettelt, sagt sie “Nein”.
Die “normale Frau” wird ihre Schuldgefühle abwehren, etwa, indem sie behauptet, was er “bringt”, reiche nicht: Sie mutiert zur Hyper-Sadistin – nicht gerade genau so, wie der Devote sich gewünscht hat – allerdings kann sie so nur einen “moralischen Sadismus” entwickeln, der mit der von ihm gewünschten erotischen Dominanz nur noch entfernt verwandt ist.
Der devoten Frau wird ein masochistischer Partner peinlich sein, und sie wird ihn vielleicht zu diversen Sadismen provozieren?
Foto cc Flickr.com von laenulfean
Das Bild der dominanten Frau ist von männlichen Vorstellungen geprägt: Ein Schema von Lack und Peitsche, ein Model, das eher fragend als bestimmt ausschaut.
Eine Frau, die die Führung übernimmt, stelle ich mir anders vor.
Das Spiel um Devotion und Dominanz wird häufig nur phantasiert, und als Ernst des Lebens missverstanden.
Situative Dominanz
Situative, gelegentliche Dominanz bedeutet, ihm “bei Gelegenheit” die Chance zu eröffnen, sich zu unterwerfen. Ganz ohne Druck oder Zwang; eine Frage wie “Was hältst Du davon, jetzt mein dienstbarer Geist zu sein?” hat nichts drängendes, macht aber Weiteres möglich.
Allerdings würde ich diese Frage erst stellen, nachdem er sich unterworfen hat. Diese Anstrengung sollte Frau ihm nicht ersparen.
Ständige Dominanz fände ich öde. Es kommt auf die Situation an, und auf meine Laune.
Manchmal ist es eine Gratwanderung zwischen Dominanz und Neutralität. Ich habe auch weniger das Bedürfnis, zu dominieren, eher brauche ich es, verehrt oder bewundert zu werden. Das setzt einen gewissen Abstand voraus – also halte ich ihn auf Abstand. Wobei “er” natürlich nicht mein Macker ist. Ich rede hier von meinem ehemaligen Vorleser – aber das ist ein vergangenes Kapitel. Ich habe nicht mehr viel mit ihm zu tun und schaue mir lediglich an, was er tut, in welche Situationen er sich begibt.
Roman hat dadurch, dass er von seinen Fortschritten berichten darf, offenbar das gute Gefühl, dass ich mich um ihn kümmere. Dabei ist er mir eher egal. Wenn er mir unbedingt seine Geschichten erzählen will, darf er das.
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