Männer dressieren, mit Esther Villar

Denkt jetzt nicht, liebe Freundinnen, ich schriebe hier eine umfängliche Rezension zum “dressierten Mann”. Das Buch ist out, ziemlich out…

Gerade habe ich einmal hineingeschaut, und finde, diese Thesen sind so schräg wie ein Bild, das man immer wieder geraderückt trotzdem und am nächten Tag wieder schräg hängt, weil die Öse, die in den in die Wand genagelten Nagel greift, nicht richtig zentriert ist.

Das scheinbar hilflose, in Wirklichkeit jedoch mächtige Weibchen hat es nach Esthers Weltsicht einfach, wenn es eine Autopanne hat: Dann gilt es nur, sich in der richtigen Pose nebst Auto aufzustellen, und bald schon komme Hilfe in Gestalt eines ritterlichen Mannes, der den Retter gibt.
Fein – Mäner haben Schwierigkeiten, wenn es ums Bitten geht – vielleicht mit Ausnahme des Verliebtheitszustands. Dann sind sie rührend.

Bei Roman ist es ja so, dass ich seine fortwährende Dressur (wenn auch aus der Ferne) miterlebe; doch das läuft durchaus anders ab als bei Esther geschildert:

Von allen Dressurmethoden, deren sich die Frau bei der Erziehung des Mannes bedient, hat sich das Lob als die brauchbarste erwiesen: … Die Lobmethode ist so effektvoll daß man bei richtiger Dosierung sogar auf ihren Antagonisten, den Tadel, verzichten kann: Jemand, der an Lob gewöhnt ist, wird sich ohne Lob bereits so vorkommen, als sei er getadelt worden.
Dressur durch Lob hat zum Beispiel folgende Vorteile: Sie macht den Gelobten abhängig… sie macht ihn süchtig (ohne Lob weiß er bald nicht mehr, ob er etwas wert ist oder nicht, er verliert die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu identifizieren… (Quelle)

Dann kommt die Reinlichkeitserziehung, interpretiert als Akt der Dressur. Um es mal simpel auszudrücken: Die Henne, nicht der Hahn hat die Piepmätze im Nest und sorgt dafür, dass es nicht beschmutzt wird.

Schreiende Ungerechtigkeit

Unser “modernes” Scheidungsrecht macht es möglich, dass eine Frau die Ehe als zerrüttet bezeichnet, nur weil sie einen besseren Mann gefunden hat, der vielleicht zahlungskräftiger ist. Der erste Mann wird entlassen, als Taugenichts und Tunichtgut verunglimpft und den Kindern entfremdet. Und selbst wenn die Frau ihren neuen Macker heiratet und mit ihm zusammen wohnt, dann kann sie die Alimente des ersten Mannes kassieren. Wenn das nicht eine komfortable Position ist! (Quelle)

Die Schriftstellerin wird neuerdings wieder in der Öffentlichkeit bemerkt – gut so, wenn auch ihre Thesen mal überprüft werden. Wir habe ja aktuell das Phänomen, dass Frauen sich massenhaft an einem Buch orientieren, das, märchenhaft verzerrt, die Faszination vom Thema SM versinnbildlicht.
Die “Frau als dressierende” scheint beim “dressierten Mann” doch auch die latente Grundmelodie zu sein. Warum sagt das niemand?

und wovor könnten die armen leidenden Opfer wohl mehr Angst haben als ihren Opferstatus zu verlieren?

Doch, ja: Solche Diskussionsbeiträge brauchen wir, dringend.

Wegen mir muss kein Opfer Angst haben, seinen Status zu verlieren, von mir aus soll sich aufopfern, wer will, gerne auch in demütig – devoter Ausprägung.

Meinetwegen darf aber auch, wer davon betroffen ist, eine einseitige Rollenzuschreibung, Rollenfestlegung aufheben und sich neu orientieren, oder als diskretes Rollenspiel betreiben, was Sie oder Er will – einvernehmlich, meine ich, solange es nicht allzu kindlich und narzisstisch zugeht.

 

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