Rezension: E. L. James – Fifty Shades of Grey

Liebe Freundinnen,

Dass ein Sado-Maso Roman sich besser verkauft als Harry Potter – ich hätt’ es ja nicht für möglich gehalten, aber wen interessiert schon meine Meinung?

“ … Wieder schießt mit die Röte ins Gesicht. Wahr-

scheinlich leuchte ich wie das Kommunistische Manifest.  Halt

den Mund! AUF DER STELLE!(Quelle)

Das reicht mir eigentlich schon, nach dieser Leseprobe. Verklemmtes Geschreibsel, verklemmte “Heldin”. Oder Umgekehrt. Und damit identifizieren sich Frauen von heute? Vielleicht, ich jedenfalls nicht. Unsere Journalisten haben das Phänomen auch schon erschöpfend erklärt: “Nein, wenn Frau Kopfkino hat, heißt das nicht, dass sie das Geträumte tatsächlich will.” Wozu soll sie es auch noch wollen, wenn sie ihre Wunscherfüllung schon in der Phantasie gehabt hat?

Fifty Shades of Grey ist nur der erste Teil einer Romantrilogie von Erika Leonard, die unter dem Pseudonym E. L. James schreibt. “Explizite Stellen” muss es da auch geben, Fellatio als Unterwerfung? Ich weiß ja, dass Fellatio schwierig zu beschreiben ist und deute so was lieber nur an, finde auch die Gefühle, die dabei entstehen, wichtiger als das oberflächlich sichtbare.

«Ich ziehe ihn tiefer in meinen Mund hinein, damit ich ihn hinten in meinem Hals spüre, und dann wieder vorne. Er ist mein eigenes Eis am Stil mit Christian-Grey-Geschmack. Ich sauge härter und härter.» (Quelle)

Hinten im Hals stellt sich zwar der Würgereiz ein, aber was solls?

Anastasia Steele … [trifft] … auf Christian Grey. Der 27-jährige Multimillionär macht Anastasia zu seiner Geliebten. Und sie unterwirft sich ihm komplett, lässt sich fesseln, erniedrigen und stürzt sich in die Abgründe ihrer Sexualität. Steele wird zur erotischen Sklavin von Grey – und sie hat Spass dabei.

Ehrlich: Ich finde, wir sollten mal anfangen, zwischen echtem und unechtem Masochismus zu unterscheiden. “Sie hat Spass dabei” – dann ist es ja gut, aber dann ist es kein wirklicher Masochismus, und wenn es wirklicher Masochismus ist, ist der Spass irgendwie aufgehoben. Oder hat die Phantasie noch einen anderen Hintergrund, ist sie vielleicht zutiefst narzisstisch?

“Der weibliche Wunsch, begehrenswert zu sein, ist ein typisches Merkmal in Liebesromanen, wo er sich oftmals in einem überwältigenden sexuellen Verlangen des Helden nach der Heldin äußert”, erklären Sai Gaddam und Ogi Ogas in “Klick! Mich! An!”, einem äußerst aufschlussreichen Buch zu sexuellen Vorlieben. (Quelle)

“Schärfer als Porno” sei das Buch, hat die Bild-Zeitung getitelt, wie ich einem Spezial-Blog zu Fifty Shades of Grey entnehmen. Na prima. Die finden Pornos wohl noch scharf?

Es war ja nichts anderes zu erwarten. Die Verrohung der Sitten geht von unserer Journaille aus. Anspruchsvolle Erotik muss wohl unter dem Ladentisch gehandelt werden.

Also, liebe Freundinnen, wenn ihr die Story gut findet – meinetwegen könnt Ihr sie lesen, und mir mal Feedback zu Fifty Shades of Grey geben.

Update:

Inzwischen gibt es auch eine exzessive Kritik am Roman:

Phillipson’s solution is to have women burn their copies of Fifty Shades of Grey. She’s invited anyone who’s interested to come to the bonfire, which will be held outside the Wearside Women in Need’s offices in Washington, Tyne and Wear on November 5.

Clare Phillipson, Vorsitzende der  “Wearside Women In Need” findet Fifty Shades of Grey abscheulich und gefährlich.Das Thema “Junge, arme Unschuldige wird vom reichen älteren Mann, der sie missbraucht und ihrer Sexualität schreckliche Dinge antut,  geschlagen” passt der Lady wohl nicht – der Roman verkauft sich allerdings ganz gut.

Das ist aber alles nur Medienrummel, bei dem einige Trittbrettfahrer gerade so noch den Zug erwischt haben – und sei es um den Preis der Propagierung von Bücherverbrennungen, die ja auch bloß gefährlich und schreklich sind.

 

 

 

4 Kommentare zu “Rezension: E. L. James – Fifty Shades of Grey

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